Zu meinen Folienschnitten
Konstrukte. Die verschiedenen Zugänge unseres Körpers und unseres Bewusstseins zur Welt, die Einheit von Forscher und Erforschtem, die Unmöglichkeiten, die sich daraus ergeben – meine Folienschnitte kommentieren unsere verschiedenen und doch immer wieder gleichen Arten zu denken und Schlüsse zu ziehen. Häufig sind wir gefangen, kopflos, verstrickt, in unseren eigenen Denkmustern verhaftet und belagert von unseren eigenen Konstrukten, ohne sie als solche zu erkennen. Meine Figuren tasten, greifen, forschen, bewegen. Und landen doch oft wieder zurückgeworfen auf sich selbst.
Beobachtungen. Das Arbeiten mit den Figuren im Raum ermöglicht es mir, das Beobachten zum Thema der Beobachtung zu machen, das der Figuren und mein eigenes. Die Figur in der Installation ist abhängig und wird definiert durch unsere jeweiligen, sich beim Gehen verändernden Standpunkte. Die Figuren werden je nach Blickwinkel hin und hergeworfen vom Flächigen ins Räumliche und zurück, vom Nichts zum Etwas und wieder zum Nichts. So wie die Figuren zwiespältig erscheinen in ihrer (Nicht-)Körperlichkeit, ist mein eigenes Hinschauen zudem zwiegespalten, je nachdem, was ich betrachten will. Sehe ich das Material an sich oder eine (in das Material geschnittene) Gestalt? Die Figuren fühlen sich vertraut an, gleichzeitig bleiben sie durch die Künstlichkeit der Folie, die Durchbrüche und die im Raum ausgestreckte, zweidimensionale (Nicht-)Körperlichkeit fremd. Die Abhängigkeit der Figuren von mir als Betrachterin ist, genauso wie ihre ‚körperliche‘ Abhängigkeit von den Verbindungslinien der Teichfolie in den Raum, ein Bild dafür, wie festgelegt wir oft in unserem eigenen Denken sind – und wie abhängig von unserem eigenen Blickwinkel.
Vom Drucken her. Meine installativen Folienarbeiten haben ihren Ursprung im großformatigen Linolschnitt. Beim Versuch, die Linien und Flächen durch Überspringen des Druckens direkter und ‚körperlicher‘ – in eine eigenständige Arbeit zu übersetzen, entstanden zunächst annähernd zweidimensionale, großformatige Folien(Scheren-)schnitte. Im Umgang mit verschiedenen Folien und deren Eigenschaften entwickelten sich meine Arbeiten dann zunehmend in den Raum hinein. Einmal installiert, ermöglicht es das elastische Material der Arbeit, sich fast unmerklich und ohne mein weiteres Zutun mit der Zeit zu verändern und auch von innen heraus auf die Gegebenheiten im Raum zu reagieren. Die Arbeit passt sich im Laufe der Ausstellungszeit immer mehr an Luft- und Raumtemperatur an, dehnt sich stellenweise aus und zieht sich stellenweise zusammen. Die meisten Arbeiten sind mittlerweile im Hinblick auf ganz bestimmte Räume gemacht und brauchen diese Räume zu Ihrer Vollendung – Umraum und Installation der Arbeit vor Ort sind mir ebenso wichtig geworden wie das Schneiden an sich. Erst durch die vor Ort bei der Installation getroffenen Entscheidungen wird eine vollständige Arbeit aus dem, was vorher nur in der Fläche und im Ungefähren angelegt war.